Immer wieder entscheiden sich Mitglieder dafür, die Gemeinschaft zu verlassen. Oftmals sind das prägende und schmerzhafte Erfahrungen für die Betroffenen, so auch für Leon. Unsere Redakteurin Dijana an dem Jugendlichen gesprochen.
Wir sind ihnen bestimmt alle schon einmal begegnet. Den Menschen, die an Haustüren klingeln, um mit dir über Gott zu reden. Denjenigen, die auf Plätzen stehen, neben ihnen Bibel-Lektüre. Den Zeugen Jehovas. 2019 nennt die Religionsgemeinschaft für Deutschland 165.393 im Predigtwerk aktive Zeugen Jehovas. Leon war einer von ihnen (Name geändert).
18 Jahre lang war Leon bei den Zeugen Jehovas (ZJ) tätig. Leon ist 19 Jahre alt, derzeit Student und war einmal ein überzeugter Zeuge Jehovas. Seine Eltern sind Zeugen, er wurde ebenfalls als Zeuge erzogen und in die Religionsgemeinschaft „hineingeboren“. Die Zeugen Jehovas sind eine in Deutschland anerkannte Religionsgemeinschaft. „Sie sind eine Religionsgemeinschaft, die sich als die wahre und echte Organisation sehen, die von Gott erwählt ist. Den Fehlern anderer Religionen und Religionsgemeinschaften fühlen sie sich überlegen.“ Sie halten sich also für das Idealbild einer Organisation, welche die Unterstützung von Gott innehat. Sie entstammen den Bibelforschern, haben also eine besondere Nähe zur Bibel. „Diese Nähe kann man auch nicht leugnen“, findet Leon.
Und woran glaubst du?
„Ich glaube an den Gott, so wie er in der Bibel steht und auf ein Leben nach dem Tod.“ Das Leben nach dem Tod stellt er sich utopisch vor. Himmel und Hölle gebe es nicht, stattdessen seien alle glücklich und erfüllt, niemand müsse leiden. Religion ist für ihn eine Art Zuordnung der Menschen in der Gesellschaft. „Damit andere wissen, woran man glaubt, was seine Werte sind.“ Also eine Art Schublade. „Glaube ist für mich etwas sehr Persönliches. Er ist tief in einem verwurzelt, dennoch ist es nicht leicht, ihn zu beschreiben.“ Für andere Menschen, ob gläubig oder nicht, sei der persönliche Glaube nur schwer verständlich. Von Person zu Person sei der Glaube unterschiedlich. „Man glaubt bzw. fühlt nie genau das Gleiche.“ Für Leon aber gebe der Glaube seinem Leben einen Sinn. „Für mich bedeutet Glaube Hoffnung.“
Das Leben als gläubiger Zeuge
Als Zeuge geht man zweimal die Woche in die Versammlung. „Wenn man das nicht macht, wird man von den anderen Mitgliedern als nicht vollkommen gläubig angesehen.“ Zudem gibt es halbjährige und internationale Kongresse. Zuletzt wurde das Olympiastadion für einen internationalen Kongress gemietet, für den Zeugen aus aller Welt angereist sind. 40.000 ZJ-Mitglieder waren es insgesamt. Nur „Gewählte“ würden auf diesen Kongress entsandt werden, also Menschen, die sich als besonders treu und gläubig erweisen und als Idealbild eines Zeugen gelten. Auf solch großen Versammlungen, die auch mal über sechs Stunden andauern, werde zusammen gebetet, Vorträge werden gehalten, Filme abgespielt und es werde gemeinsam gesungen.
Aus offizieller Sicht war Leon kein Mitglied der Zeugen Jehovas, da er nicht getauft ist. „Solange man nicht getauft ist, ist man eigentlich auch kein Zeuge.“ Die Taufe sei ein öffentlicher Darstellungsprozess bei dem der/die Getaufte seinen Glauben bekennt, sich mit den Zeugen Jehovas identifiziert und dass man ab dem Tag der Taufe schwört, Gottes Gesetze zu befolgen und seine Sünden zu begleichen. Die Taufe werde für gewöhnlich ab dem elften Lebensjahr durchgeführt, kann aber auch schon im Alter von acht Jahren vonstattengehen. Die meisten Leute werden im Teenager-Alter, zwischen 14 bis 25 getauft, so auch Leons Eltern.
Bei den Zeugen entscheidet man selbst, wann man getauft werden möchte. „Ich wollte noch nicht getauft werden, ich empfand mich nie als bereit.“ Und das, obwohl Leon über umfangreiches biblisches Wissen verfügt und gläubig ist. Warum also keine Taufe? „Ich denke, es lag an den Zweifeln, die ich gegenüber der Gemeinde und dem Glauben der Zeugen Jehovas hatte.“
Dennoch wurde er als vollwertiges Mitglied der Gemeinde gesehen, vor allem, da er von Geburt an den Versammlungen teilgenommen hat und in der Gemeinde tätig war. 18 Jahre lang war er ein vorbildlicher Zeuge. „Ich habe alles getan, was ein Zeuge getan hat.“ Zum Beispiel war er im Missionardienst, dem Predigtdienst, wo er auch von Haus zu Haus gegangen ist. „Man versucht Menschen anhand der Bibel Gott näher zu bringen. Dabei arbeitet man mit vielen Publikationen der Zeugen Jehovas und heutzutage auch mit Filmen.“
„Ich habe im Endeffekt genau das Gleiche gemacht, wie alle anderen Zeugen. Ich war so ein Typ, der von Tür zu Tür ging und die Leute um acht Uhr an einem Sonntag wachgeklingelt hat“, Leon lacht. „Ich hab´ versucht, eine Stelle aus der Bibel vorzulesen, oder einen vorbereiteten Text vorzutragen.“
„Ich habe nicht so viel Hass im Missionardienst erfahren, wie ich es von anderen gehört habe. Das muss daran gelegen haben, dass ich vor allem als junger Teenager tätig war.“ Dennoch wurde er angeschrien, auch einmal verjagt. „Sowas bleibt schon hängen. Ich habe mich gefragt, ob ich wirklich das Richtige tue. Bei den Zeugen wird gesagt, dass man solche hasserfüllten Reaktionen hinter sich lassen soll, am besten soll man sie vergessen.“ Aber das sei Utopiedenken. Eine Ansprechperson für solche Fälle gebe es nicht. „Man kann mit den Ältesten darüber sprechen, aber das macht eigentlich keiner.“ Einfach höflich sagen, dass man kein Interesse hat, das wird akzeptiert. „Wenn ihr ein Gespräch anfangt, könnt ihr auf jeden Fall damit rechnen, dass ihr erneuten Besuch bekommen werdet. Mehrmals.“
Masturbation, Drogen und körperliche Gewalt – was als Zeuge alles verboten ist
Als Zeuge führe man ein weitestgehend normales Leben. „Man merkt aber schon, dass man anders lebt. Ich hatte sehr große Probleme, Freundschaften zu schließen, als ich ein Zeuge war. Ich hatte nicht viele Freunde.“ Man lebt sehr zurückhaltend. „Menschen, die mich schon als Zeuge kannten, werden festgestellt haben, dass ich jetzt offener bin, mehr mitmache und mehr Kontakt mit anderen habe.“ Ungeschriebenes Gesetz bei den Zeugen sei es, sich Freund*innen innerhalb der Versammlung zu suchen. Außerhalb der Versammlung solle man die Menschen respektieren, Nächstenliebe wird gepredigt. „Vorsichtig sein mit Menschen außerhalb, solle man aber schon sein.“
„Bei den Zeugen Jehovas ist die Versammlung eine Art Haus, das ummauert ist. Wenn du komplett drin bist, fühlst du dich sicher. Dort findest du Menschen, die dir ähnlich sind, oftmals die gleiche Meinung wie du haben. Mit diesen Menschen kann man sich gut unterhalten und den Eindruck bekommen, dass man befreundet ist. In meinen Augen ist es oftmals nur ein Eindruck, wenn es hart auf hart kommt, man zum Beispiel ausgeschlossen wird, wird man im Stich gelassen.“
„Man lebt schon ein anderes Sozialleben als andere Jugendliche in dem Alter“, stellt Leon fest. Das kann an den zahlreichen Verboten liegen. Rauchen, Drogen nehmen, übermäßiger Alkoholkonsum, Sex vor der Ehe, Beziehungen, bei denen es keine Absichten gibt, in naher Zukunft zu heiraten – alles nicht erlaubt. „Mit jemandem zusammenzuziehen, mit dem man nicht verheiratet ist, ist ein No-Go.“ Außerdem verboten: Masturbation, Pornografie, jegliches Material oder Handlungen, welche Begierde wecken könnte. Jegliche Art von Computerspielen, Büchern, Filmen und auch Musik, die vulgär sind, Gewalt oder Erotisches vermitteln. Auch Okkultismus (Lehre von übersinnlichen Kräften) sei bei den Zeugen sehr ungern gesehen. „Einige dürfen auch Harry Potter nicht schauen bzw. lesen.“ Diese zahlreichen Verbote schließen auch Freizeitgestaltung ein, die Tendenzen zu Gewalt und Erotik hat. Das Feiern gehen mit Nicht-Zeugen ist ebenfalls untersagt, da Gruppenzwang drohe. Zudem werden Geburtstage und christlichen Feste generell nicht gefeiert.
Aber: „Keiner kann dich für etwas bestrafen, was er nicht erfahren wird.“ Gerade in der Beziehung zwischen Jugendlichen und ihren Eltern und der Gemeinde werde viel verheimlicht. „Dadurch führt man als junger Zeuge eine Art Doppelleben.“ Davon war auch Leon betroffen. Auf der Versammlung war Leon anders als in der Schule, wo er versucht hat, Freundschaften zu knüpfen. Um der Verurteilung anderer zu entgehen, meint Leon, dass man es nicht erwähnen sollte, beispielsweise einen Freund zu haben, der raucht und/oder weitere Drogen zu sich nimmt. „Es ist nicht schön, weil man in keinem der beiden Leben glücklich ist.“ Keines der beiden Leben könne man völlig ausfüllen. „Feiern waren für mich ein No-Go. Wenn ich eingeladen wurde, habe ich immer versucht, eine Ausrede zu finden.“
„Ich habe dadurch nicht die gleichen Erfahrungen wie andere Jugendliche in meinem Alter. Jugendliche, die vielleicht schon ihre erste Beziehung und ihr erstes Mal hatten. Die wissen, wie man sich in Dating-Situationen verhält. Als Zeuge weiß man so etwas nicht. Man heiratet auch meistens innerhalb der Gemeinschaft.“ Den Mangel an Erfahrungen merke Leon noch bis zum heutigen Tag. „Ich weiß zum Beispiel nicht, wie man eine Frau ansprechen sollte.“
Das Problem mit dem Blut
„Man darf Blut nicht zu sich nehmen, sei es in Form von Essen oder Trinken“, erzählt er mir. Hoffentlich trinkt auch so niemand Blut. Eine sehr eklige Vorstellung, wir beide müssen lachen. Auch Blutspenden gilt bei den Zeugen als eine Sünde. Bluttransfusionen seien auch unerwünscht. Stattdessen würden viele Alternativen genannt werden. Würden die Zeugen eher ein Mitglied bei einem Unfall sterben lassen, als die nötige Bluttransfusion anzuerkennen? „Ein sehr schwieriges Thema. Es würde wohl mit allen Mitteln versucht werden, die Transfusion zu vermeiden.“ Dennoch: Die Zeugen seien keine kaltblütigen Menschen, die deswegen ihr Kind sterben lassen würden.
„Ich weiß nicht, wie betroffene Kinder entscheiden würden, wenn ein Arzt zu ihnen käme und ihnen erkläre, dass die Bluttransfusion ihre einzige Chance ist.“ Kinder sind schließlich leicht zu beeinflussen – von den Zeugen. Dass in diesem Fall extreme Gedankengut und das vermehrte Hinweisen auf das Vermeiden von Transfusionen könnten dazu führen, dass sich das Kind gegen die rettende Maßnahme ausspricht, glaubt Leon. „Es kommt vor, dass Zeugen Jehovas sterben, weil sie keine Bluttransfusionen wollen.“
Blut- und Organspenden würden für Leon persönlich nicht in Frage kommen. Blut und Organe in Notsituationen annehmen, würde er aber schon.
Kein Ort für queere Menschen
„Als offen lebende homosexuelle Person ist es nicht möglich, Zeuge Jehovas zu sein und in der Gemeinde anerkannt zu werden.“ Das Gleiche gilt für queer lebende und liebende Menschen. Ausnahme: Man ist Single und lebt seine sexuelle Orientierung nicht aus. „Es gab Personen, die ausgetreten sind, Personen, die ausgestoßen wurden. Das passiert meistens nach Gesprächen mit den Ältesten, in denen keine Reue gezeigt wurde. In Verbindung mit Homosexualität ist mir aber kein Fall bekannt.“ Die Gründe für das Austreten werden nicht öffentlich angesprochen.
„Als aktiver Zeuge bin ich Lesben und Schwulen anders begegnet, als ich es heute tue.“ Er sei zwar freundlich gewesen und habe Homosexuelle toleriert, aber nicht akzeptiert. Offen gezeigt habe er es nicht, dennoch war er diesen Menschen gegenüber diskriminierend – im Kopf. „Sie gehen in ihren sicheren Tod, sie haben keine Hoffnung auf ewiges Leben“, habe er über Homosexuelle gedacht, erzählt er mir. Jetzt denke er anders. „Was habe ich denn dazu zu sagen, wenn sich Gleichgeschlechtliche lieben? Das geht mich doch nichts an!“
Die Zeugen Jehovas – eine gefährliche Sekte?
„Die ganzen Probleme, die mit den Zeugen Jehovas assoziiert werden, können den Eindruck einer gefährlichen Sekte erwecken.“ Was er damit meint? Keine Bluttransfusionen, die im Ernstfall (Kinder-)Leben retten können, absolutes Verbot der Abtreibung, Befolgung altertümlicher Gesetze, wie der völligen Ablehnung von Homosexualität. „Heutzutage wird Homosexualität in anderen Religionen anerkannt, bei den Zeugen gibt es keine Tendenzen in solche Richtung, eher im Gegenteil: Abweichungen von der heterosexuellen „Norm“ sind ein absolutes Tabuthema.“
Über den Weg aus der Gemeinschaft
Euren Vermutungen, warum er wohl ausgestiegen ist, stimmt Leon fast allen zu. Über „Hat schlimme Machenschaften gesehen und wollte nicht mehr Teil davon sein“ musste er lachen und es anschließend eindeutig verneinen. „Was stellt man sich unter schlimmen Machenschaften vor? Orgien?“
Als Zeuge hatte er mit der extremen Erwartungshaltung der Zeugen zu kämpfen, dass er ungetaufter Verkündiger werde. Er wollte das aber nicht. Der psyichische Druck lastete schwer auf seinen Schultern. Bevor er eine endgültige Entscheidung fällt, folgen die schlimmsten Wochen seines Lebens. Er denkt viel nach, ist antriebslos und zweifelt an sich und dem Sinn seines Lebens. Um dieser depressiven Phase zu entkommen, sucht er das Gespräch mit seinen Eltern.
„Ich habe meinen Eltern gesagt: „Ich möchte kein Zeuge mehr sein.“ Ich habe die letzten vier bis fünf Jahre versucht, meine Eltern glücklich zu machen. Ich war nur Zeuge, um meinen Eltern zu gefallen. Es war die schwierigste Entscheidung, es meinen Eltern zu sagen.“
Die Unterhaltung mit seinen Eltern über seinen Austritt war vermutlich das schwerste und emotional aufwühlendste Gespräch, das Leon je geführt hat. „Die anderen Zeugen denken nicht, dass ich ausgestiegen bin, sondern, dass ich einfach nicht mehr aktiv bin und irgendwann zurückkommen werde. Aber ich werde nicht zurückkommen.“ Die Reaktion seiner Eltern? „Ich vermute schon, dass sie enttäuscht waren. Aber sie haben auch gesehen, dass ich leide und nicht glücklich war als Zeuge.“ Seine Eltern hätten aber immer gesagt, dass es seine Entscheidung wäre. Anders als in vielen anderen ZJ-Familien, in denen die Eltern ihre Kinder dazu drängen, sich taufen zu lassen. Das war bei Leons Familie zum Glück nicht der Fall, wofür er sehr dankbar ist. „Wäre ich jetzt getauft, weiß ich nicht, wie der Kontakt zu meiner gesamten Familie aussehen würde. So kann ich es heimlich halten. Ich möchte nicht meiner ganzen Familie sagen, dass ich kein Zeuge mehr bin.“
Bei einem Telefongespräch mit einem Ältesten habe er deutlich zu verstehen gegeben, dass er kein Zeuge mehr sein möchte. Um keinen schlechten Eindruck zu hinterlassen, hat er seinen Austritt nicht öffentlich in einer Versammlung verkündet. „Ich war ein vorbildlicher jugendlicher Zeuge, so möchte ich auch in Erinnerung bleiben.“
Das Abschließen mit seiner Vergangenheit als Zeuge fällt Leon nicht leicht. „Wenn man achtzehn Jahre lang in dieser Organisation ist, kann man das nicht einfach so hinter sich lassen.“ Wenn bei Leon bedrückende Gedanken aufkommen, versucht er immer an etwas anderes zu denken und positiv zu bleiben.
„Wenn ich einen kompletten Neustart haben könnte, weiß ich nicht, ob ich mich dagegen entscheiden würde, als Zeuge aufgewachsen zu sein.“ Dieses Leben hat ihn schließlich sehr geprägt, ob positiv oder negativ, es hat zu einem Großteil dazu beigetragen, dass Leon der Mensch ist, der er heute ist.
Was er anderen Menschen in vergleichbaren Situationen rät? „Lebt euer Leben. Wenn ihr unglücklich seid, müsst ihr etwas ändern.“ Spätestens, wenn man überlegt, ob sein Leben einen Sinn hat, meint Leon. „Lasst es nicht einfach über euch ergehen. Und vor allem: Redet mit euren Eltern. Du kannst es nicht alleine stemmen, die Last ist einfach zu schwer.“
„Es hat gedauert, bis ich wieder Motivation hatte und Freude gespürt habe. Mit der Zeit wurde es besser und ich bin erleichtert. Vor allem darüber, dass ich kein Doppelleben mehr führen muss.“
Das Leben danach
„Ich glaube weiterhin an Gott. Der Glaube ist für mich sehr wichtig.“ Er wisse aber auch, dass er einige Dinge in seiner Kindheit nicht gelernt habe. „Auf der sozialen Ebene bin ich zum Beispiel sehr arm – auch heutzutage noch.“ Er bemüht sich, Freundschaften aufzubauen und den Kontakt zu halten.
Auf Feiern brauche er immer ein bisschen, bis er Spaß habe. Manchmal kommen die Gedanken: „Ist es wirklich richtig, was ich tue? Würde das Gott gefallen?“ Das Gedankengut der Zeugen ist also immer noch fest in seinem Denken verankert und beeinflusst ihn.
„Ich glaube, dass Gott will, dass man glücklich ist. Deswegen führe ich jetzt ein anderes Leben.“
Wie sich die Welt als Nicht-Zeuge anfühlt: „Ich fühle mich frei und bin endlich glücklich. Ich kann mein Leben jetzt endlich ein Leben nennen. Vorher war es ein Käfig mit schönem Garten.“
Mich mit Leon zu unterhalten, war sehr schön. Und sehr aufwühlend. Er ist die erste Person gewesen, mit der ich ganz offen über seine Erfahrungen bei und mit den Zeugen Jehovas sprechen konnte. Ich bin ihm dankbar, dass er all meine Fragen beantwortet hat und sich mir öffnen konnte. Und dass, obwohl sein Austritt noch ganz frisch ist. Sein Mut und Wille sind definitiv bewundernswert.
Anmerkung: Der Artikel wurde auf dem Blog der Autorin erstveröffentlicht.
https://wortfuerwort.net/2020/08/29/zeugen-jehovas/