pandemie, „querdenken“ und konzerte

Dass die Musik- und Unterhaltungsbranche kaputt ist, ist nichts neues. Dank Spotify, Deezer und Co. haben kleinere Künstler*Innen kaum noch die Möglichkeit, Geld durch den Verkauf ihrer Musik zu verdienen. Streamingdienste haben die Art und Weise, wie wir Musik konsumieren revolutioniert, auch ich bin da keine Ausnahme. Gleichzeitig wurde die Branche dadurch auch zerstört. Das ist nicht nur die Schuld dieser Anbieter, sondern auch die von Konzertveranstalter*Innen und den jeweiligen Szenen selbst. Kleine Clubs und Hinterhof-Konzerte sind riesige Festivals mit den größten Namen der Branche gewichen. Eine Ausnahme bildet hier vielleicht nur die Techno-Szene. Doch in den letzten Monaten kam ein weiterer fataler Spieler dazu: Die Corona-Pandemie und ihre Leugner*Innen.

Im März diesen Jahres sind die Kontaktbeschränkungen in Kraft getreten. Das heißt, dass Bands, Orchester und Chöre seit nunmehr seit einem dreiviertel Jahr – mit der Ausnahme von ein paar Monaten im Sommer – weder gemeinsam proben, noch auftreten können. Natürlich kann man sich im Zoom-Meeting über Songwriting und sonstige Aspekte des Musiker*Innenlebens unterhalten, aber gemeinsam spielen wird schwer. Im August gab es eine Reihe von Testkonzerten, um herauszufinden, inwieweit Großveranstaltungen in der nahen Zukunft möglich sind. Das Ergebnis: mit strengem Hygienekonzept und begrenzter Teilnehmerzahl könnten Konzerte oder Fußballspiele durchgeführt werden. Das ist jedoch nicht das gleiche Erlebnis, wie auf ein Konzert zu gehen und nach drei Bierduschen vollkommen verschwitzt wieder heimzufahren. Ob man es nun so extrem mag oder es eher gelassen angeht, Tanzen, Menschen kennenlernen, sich unterhalten – das alles gehört zum „feeling“ dazu. Mit 1,5 Metern Abstand wird das allerdings schwer. Das dies allerdings noch in weiter Ferne liegt ist mitunter die Schuld von „Querdenker*Innen“, Nazis und Verschwörungstheoretiker*Innen. Jeder Mensch, der die Pandemie leugnet, oder sich weigert, Masken zu tragen, schaut gleichzeitig Filme und Serien auf Netflix oder hört Musik. Was diese Menschen anscheinend aber nicht verstehen ist, dass sie den Menschen, die sie unterhalten, sprichwörtlich ans Bein pinkeln. Denn, wenn die Fallzahlen steigen, werden die Maßnahmen verschärft. Ob man nun an Mikrochips von Bill Gates glaubt, oder an Epidemiolog*Innen. Wenn die Maßnahmen verschärft werden, weil Menschen sich unterdrückt fühlen, wenn sie eine Maske tragen sollen, hat das Folgen. Weniger Konzerte, Filme, Serien und – da sie solchen Menschen ja anscheinend glauben – weniger Lesungen von Thilo Sarrazin und Auftritte vom Wendler.

Wenn sich die gesamte Bevölkerung an die Regeln hält, würde das zwar wahrscheinlich nicht die Musikbranche retten, oder Verschwörungstheoretiker*Innen stummschalten. Es würde aber ein früheres Ende der Kontaktbeschränkungen, Kneipenschließungen und der angeblichen „Corona-Diktatur“ bedeuten. Also, tragt Masken, bleibt daheim und vor allem: geht nicht auf „Querdenker“-Demos. Damit tut ihr nicht nur euren Gehirnen etwas Gutes.

 

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